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"Mein Lieblings-Wasserort in Augsburg ist der Stadtwald"

"Mein Lieblings-Wasserort in Augsburg ist der Stadtwald"
Interview mit Nicolas Liebig vom Landschaftspflegeverband Augsburg
Nicolas Liebig, Augsburg, Foto: Landschaftspflegeverband Augsburg

Wenn sich jemand in der Natur in und um Augsburg auskennt, dann Nicolas Liebig. Ihn fasziniert besonders der Stadtwald mit seinen glasklaren Quellbächen und dessen kulturhistorische Bedeutung für die Fuggerstadt. Der Experte für Wasser in und um Augsburg freut sich besonders über die Auszeichnung des Augsburger Wassermanagement-Systems als UNESCO-Welterbe.

 

Nicolas Liebig, 1972 geboren in Nürtingen, ist Forstwirt und Diplom-Landespfleger und arbeitet seit 1999 als Geschäftsführer beim Landschaftspflegeverband Stadt Augsburg. Der Verband ist unter anderem Träger der Bildungseinrichtung Umweltstation Augsburg. Liebig ist begeisterter Radfahrer, Bergsteiger und Marathonläufer und als Ornithologe und Botaniker viel in der Natur unterwegs. Besonders fasziniert ihn der Stadtwald und dessen kulturhistorische Bedeutung für die Fuggerstadt - diese Begeisterung gibt er auch in seinem Rad- und Wanderführer „Stadtwald Augsburg“ an die Leser*innen weiter. Seine beiden Kinderbücher vom kleinen Wasserdrachen kommen seit dem Sommer 2018 jedes Jahr als Kindertheaterstück auf die Bühne – natürlich unter freiem Himmel im Augsburger Stadtwald.

 

Wo oder was haben Sie als Kind am liebsten gespielt?

Nicolas Liebig: Mein Motto war „Hauptsache draußen!“, egal bei welchem Wetter. Keschern, Fußballspielen und Feuer machen mochte ich besonders. Die Ferien habe ich oft auf dem Bauernhof meines Onkels verbracht, um dort auf dem Feld und im Stall zu helfen.

 

Trinken Sie Wasser lieber still oder prickelnd?

Still und immer aus dem Wasserhahn!

 

Warum ist das Augsburger Trinkwasser besser als das in anderen Städten?

Es wird direkt im Stadtgebiet gewonnen, es muss nicht aufbereitet werden und es schmeckt!

 

Was können die heutigen Augsburger*innen aus der langen Wassergeschichte Augsburgs lernen?

Dass gutes und ausreichendes Trinkwasser den Augsburgern immer ein ganz wichtiges Anliegen war, für das sie immer bereit waren, viel zu investieren. Der Landschaftspflegeverband  konnte nachweisen, dass das historische System der Quellen und Quellbäche, aus dem die Augsburger*innen über Jahrhunderte ihr Trinkwasser bezogen, bis heute erhalten geblieben ist.

Genug sauberes Wasser, für immer und für alle ist ein Menschenrecht. Wir sollten das hier in Augsburg ganz besonders leben. Ich freue mich sehr, dass die Wassergeschichte Augsburgs im Juli 2019 UNESCO-Welterbe wurde. Darauf dürfen die Augsburger*innen stolz sein!

 

Sie haben viel über Augsburgs Natur geschrieben: Welcher Wasser-Ort fasziniert Sie am meisten?

Ganz klar, der Stadtwald Augsburg mit seinen ungemein artenreichen Lechheiden, den glasklaren Quellbächen und den knorrigen Kiefernwäldern. Dieses Gebiet bietet eine Abgeschiedenheit, die man einer Großstadt gar nicht zutraut.   

 

Was steckt hinter dem Projekt WasSerleben?

Wir haben über 250 Bachnamenstafeln angebracht, Bachkarten angefertigt, Infotafeln aufgestellt, aufwendige Kurzfilme gedreht und eine Internetseite mit informativen Bachsteckbriefen programmiert. Bei der Lauschtour „WasSerleben in Augsburg“ gibt es spannende Wassergeschichten auf Hörspielniveau. Das neueste Produkt des Landschaftspflegeverbandes ist eine interaktive historische Karte, der Kilianplan,  die es ermöglicht, sich mit der historischen Augsburger Wasserversorgung näher zu befassen.

 

2018 hatten wir sicher nicht den letzten trocken-heißen Sommer. In Augsburg gibt es ausreichend Trinkwasser – ist es dennoch sinnvoll, dass die Bürger*innen sparsam mit Wasser umgehen?

Wir leben zwar in humiden, also feuchten Klimagefilden und so schnell wird es bei uns nicht zu Wasserknappheit kommen. Dennoch finde ich, dass wir sparsam mit Wasser umgehen sollten. Denn Sparsamkeit ist oft verbunden mit Wertschätzung. Und unser Trinkwasser als ein endliches Gut, von dem unser Überleben abhängt, verdient Wertschätzung.

 

Was kann jeder Bürger sonst noch tun, um die Ressource Wasser – weltweit – zu schützen?

Wir sollten immer unser Konsumverhalten überdenken. Da schließe ich mich persönlich natürlich mit ein! Achten sollten wir vor allem auf das virtuelle Wasser, das wir z.B. mit unseren Kleidungsstücken oder Nahrungsmitteln aus Regionen importieren, in denen Wasser wirklich ein knappes Gut ist.

 

Wenn sich der Kleine Wasserdrache – eine von Ihnen erfundene Kinderbuchfigur – etwas von den AugsburgerInnen wünschen könnte, wäre das ...

… dass sie den „Schatzwald“, also unseren Stadtwald noch mehr schätzen lernen und künftig alle, aber auch wirklich alle, ihren Müll mit nach Hause nehmen.

 

Die Schäferei in Deutschland stirbt langsam aus. Was hat Sie dazu bewogen, sich dafür einzusetzen, die Wanderschäferei wieder einzuführen?

Es ist einer der ältesten Berufe der Menschheit. Mir gefallen die Landschaften, die von den Wanderschäfer und ihren Tieren über Jahrhunderte gestaltet worden. Ich spreche von den Wacholderheiden der fränkischen und schwäbischen Alb und natürlich von unseren einzigartigen Lechheiden. Und ich bin begeistert von diesem Menschenschlag. Es wäre für unsere Kultur ein unendlicher Verlust, wenn die Wanderschäfer aussterben.

 

Welches war Ihr bislang größter Naturschutzerfolg?

Es ist sehr schwer, ein Projekt hervorzuheben. Die Wiedereinführung der Wanderschäferei ist bestimmt einer der ganz großen Erfolge unseres Verbandes. Aber auch unser Wildpferdeprojekt hat viel bewirkt. Und dann ist da noch die Gründung der Umweltstation Augsburg, mit der wir so tolle und wichtige Umweltbildungsprojekte in Gang bringen.

 

Leben Sie Ihre berufliche Überzeugung auch im Privaten?

Selbstverständlich. Wir haben unseren Garten sehr insektenfreundlich gestaltet, wir kaufen weitestgehend regionale, saisonale und möglichst ökologische Produkte und bei dem wenigen Fleisch, das wir essen, legen wir Wert darauf, dass es aus artgerechter Haltung und am besten aus der Landschaftspflege kommt.

 

Sie wandern gern und lieben das Radfahren: Verraten Sie uns Ihre Lieblings-Wochenend-Ausflugstour?

Ich bin sehr gerne mit dem Mountainbike im Naturpark Augsburg Westliche Wäldern unterwegs. Besonders gut gefallen mit Aussichtspunkte wie die Kapelle zum Heiligen Sebastian in den Holzwinkeln oder die Hohe Reute bei Dinkelscherben.

Zu meinen Lieblingsgipfeln in den Bergen gehört der Biberkopf. Wenn man dort alleine oben steht, ist man in diesem Augenblick der südlichste Mensch in Deutschland...

 

Vor welchen Tieren haben Sie Angst?

Ich habe vor keinem Tier Angst - höchstens vor einigen narzisstischen Exemplaren des Homo sapiens!

 

Erstveröffentlichung des Interviews im Lifeguide-Reiseführer im Dezember 2018

 

Wildpferde, Przewalski-Pferde, Lechheide, Augsburg, Königsbrunn, Naturschutz, Artenschutz, Foto: Norbert Pantel
Auf der Königsbrunner Heide bei Augsburg lebt eine kleine Herde von Przewalski-Pferden. Sie gehören zu den letzten Wildpferden Europas. Foto: Norbert Pantel
kleiner Wasserdrache, Augsburg, Nicolas Liebig, Freilufttheater, Junges Theater Augsburg, Foto: Frauke Wichmann
Der kleine Wasserdrache aus Augsburg, inszeniert vom Jungen Theater Augsburg. Foto: Frauke Wichmann
Lech, Augsburg, Foto: Norbert Liesz, Licca Liber,
Die Kiesbänke des Lech in Augsburg. Foto: Norbert Liesz
Sumpfgladiole, Lechheide, Augsburg, Königsbrunn, Naturschutz, Artenschutz, Foto: Landschaftspflegeverband Augsburg
Ende Juni ist es in der Königsbrunner Heide besonders schön: Dann blühen die pinkfarbenen Sumpfgladiolen. Nirgendwo in Europa existieren so viele dieser fragilen Blumen. Foto: Landschaftspflegeverband Augsburg
Kiefernwald, lichter Kiefernwald, Lechheide, Augsburg, Königsbrunn, Naturschutz, Artenschutz, Foto: Landschaftspflegeverband Augsburg
Die lichten Kiefernwälder der Lechheiden. Foto: Landschaftspflegeverband Augsburg
Wanderschäfer Hartl und Augsburgs Umweltreferent Reiner Erben beim Schafaufzug in das Sommerweiderevier im Naturschutzgebiet „Stadtwald Augsburg“. Foto: Norbert Liesz
Wanderschäfer Hartl und Augsburgs Umweltreferent Reiner Erben beim Schafaufzug in das Sommerweiderevier im Naturschutzgebiet „Stadtwald Augsburg“. Foto: Norbert Liesz
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Wie eine Drachendame den Stadtwald rettete...

Wie eine Drachendame den Stadtwald rettete...
Buchtipp: Kostenlose Umweltbildung im Pixi-Buch der Umweltstation Augsburg.
kleiner Wasserdrache, Augsburg, Nicolas Liebig, Freilufttheater, Junges Theater Augsburg, Foto: Frauke Wichmann

Für alle, die es noch nicht wissen: Im Augsburger Stadtwald gibt es Drachen! Seit 2012 ist dort der kleine Wasserdrache unterwegs und 2017 hat er eine Schwester bekommen, die kleine Drachendame. Die kann fuchsteufelswild werden, wenn es um ihren schönen Wald und die klaren Bäche geht. Sie ist sozusagen eine Naturschützerin der ersten Stunde. Und sie ist nicht zimperlich! Das ist gut ist für die Natur und vor allem für ihren kleinen Bruder, der als Mühlkoppe (das ist ein Fisch) verzaubert im Bach herumschwimmt.

 

Ein liebenswertes Ungeheuer

Erfunden hat das außergewöhnliche Geschwisterpaar Nicolas Liebig, Geschäftsführer der Umweltstation Augsburg. Man merkt sofort: Er hat richtig viel Spaß daran, Geschichten zu erzählen. Und da er sich in der Augsburger Flora und Fauna bestens auskennt, vermitteln die Geschichten der kleinen Drachen den Kindern und Erwachsenen wie nebenbei einige komplexe Zusammenhänge der Natur. Die Augsburger Grafikerin Billa Spiegelhauer hat den freundlichen „Ungeheuern“ ihr liebenswertes, knuffiges Aussehen verliehen.

 

Das Pixi-Buch „Die Drachendame aus dem Stadtwald Augsburg“ ist die Fortsetzung des 2012 erschienenen Buches „Wie aus dem großen Stadtwalddrachen der kleine Wasserdrache wurde“ und ist ein Beitrag zur laufenden UNESCO-Welterbe-Bewerbung der Stadt Augsburg. Es liegt kostenlos in der Bürgerinformation am Rathausplatz oder im historischen Wasserwerk am Hochablass aus. Die Geschichte bildet auch den Rahmen für Kindergeburtstage, die bei der Umweltstation gebucht werden können.

 

In 25.000 Kinderzimmern...

Von Teil 1 der Drachengeschichten liegen bereits mehr als 25.000 Exemplare in den Kinderzimmern der Region. Auf unzähligen Kescher-Aktionen der Umweltstation Augsburg haben wissbegierige Forscher*innen nach dem kleinen Wasserdrachen gesucht und ihn auch manchmal gefunden.

 

Diesmal geht es darum, dass der Stadtwald Augsburg in vielerlei Hinsicht ein wahrer Schatzwald ist. Sein Schatz ist mit keinem Gold der Welt aufzuwiegen: Der Stadtwald ist Lebensraum zahlreicher seltener Tier- und Pflanzenarten, ein beliebtes Naherholungsgebiet und nicht zuletzt Lieferant eines der kostbarsten Güter überhaupt: sauberes Trinkwasser!

 

Weitere Informationen erteilt: Nicolas Liebig; Geschäftsführer T: 0821/324-6054 M: n.liebig@lpv-augsburg.de

Nicolas Liebig, Umweltstation Augsburg, Billa Spiegelhauer, Umweltbildung, Naturschutz,
Die Drachendame aus dem Stadtwald Augsburg. Pixibuch von Nicolas Liebig. Illustration: Billa Spiegelhauer
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